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Vom Zuflucht suchen und Asyl finden

4/11/2014

2 Comments

 
Bild
Postkarte ca. 1904 | Im Vordergrund das Gebäude des ehemaligen Töchterinstituts des Klosters Baldegg, das heute die Kantonsschule Seetal beherbergt. Am Ende dieses Fuss- und Fahrradweges liegt das Gästehaus des Klosters Baldegg.

Etwas Besseres als den Tod findest du überall

aus Die Bremer Stadtmusikanten | Märchen der Gebrüder Grimm


«Die internationale Gemeinschaft muss ihre Bevölkerungen darauf vorbereiten, dass in den kommenden Monaten mehr und mehr Menschen kommen werden, die Zuflucht und Hilfe brauchen.» so äusserte sich jüngst UNO-Hochkommissar António Guterres.

ZUFLUCHT SUCHEN

Das Wort Zuflucht klingt fast so antiquiert, wie das Zitat aus dem Grimmschen Märchen
«Die Bremer Stadtmusikanten». Und doch stehen diese Worte mitten in dieser Zeit, wenn auch nicht so oft in unserer eigenen Realität, sondern bevorzugt, auf halbwegs erträglicher Distanz, in den Medien. Genau wie die Orte, die Zuflucht bieten sollten, aber meist nicht viel mehr als Asyl gewähren. Die meisten Asylheime und Wohnmöglichkeiten liegen an den Rändern der Stadt, des Dorfes und irgendwie auch immer am Rande unserer Gesellschaft.

D
as Kloster Baldegg stellt ab Ende Jahr dem Kanton Luzern sein Gästehaus für die Aufnahme von Asylsuchenden zur Verfügung. Letzteres
liegt zwar am Ortsrand von Baldegg gegen Hochdorf aber
«Gott sei Dank!» an einem belebten Fuss- und Fahrradweg.
Ob der Wohnraum für Asylsuchende zu einem Zufluchtsort werden kann, hängt auch von den Menschen ab, die
täglich auf diesem Weg oder im «Gästehaus»
den Neuzuzügern begegnen werden.


Im Interview mit dem Schweizer Radio am letzten Donnerstag antwortete Generaloberin Sr. Zita Estermann klar und gelassen auf die Frage nach der Sicherheit.
Sie sehe die Gefahr nicht grösser als auch sonst, denn hier seien in erster Linie Menschen, die sich auf der Flucht befänden, und eine neue Heimat suchen würden. Ihnen dabei zu helfen, sieht die Generaloberin der Baldegger Schwestern als einen Beitrag zur Lösung eines aktuellen Problems. Und solche lösen zu helfen, das habe ihre Gemeinschaft sich bei der Gründung unter anderem als Aufgabe gestellt.

ZUWEISUNG VON WOHNRAUM

Welche Sehnsucht, welches Versprechen in dem Wort Zuflucht oder gar Heimat liegt, kann vielleicht nur ermessen, wer sie jemals suchte. Überglücklich, wer sie findet. Doch dieses Glück haben nur wenige.
Das Gästehaus des Klosters bietet Raum für 15 bis 25 Asylsuchende.

Daniel Rüttimann, Gemeinderat Ressort Soziales/Gesundheit/Sicherheit, erläutert in der Stellungnahme der Gemeinde Hochdorf: «Damit kann die Gemeinde Hochdorf die Vorgaben des Kantons Luzern innerhalb der gesetzten Frist erfüllen. Die Gemeinde Hochdorf hat gemäss Zuweisungsentscheid des Kantons Luzern im Rahmen der zweiten Zuweisungsphase (16.11.–31.12.2014) zu den bislang in der Gemeinde vorhandenen 20 Plätzen mindestens 16 zusätzliche Plätze zur Verfügung zu stellen. Die Aufgabe der Gemeinde ist darin bestanden, Wohnraum zu vermitteln und diesbezüglich Gespräche mit möglichen Vermietern zu führen.»

«Der Gemeinderat Hochdorf anerkennt, dass «die Baldegger Schwestern mit ihrem Angebot einen aktiven Beitrag zur Linderung und Bewältigung der Flüchtlingssituation leisten.»
WELTWEITE SUCHE

für das Jahresende 2013 Zum Jahresende 2013 betrug die angegebene
Zahl weltweiter Flüchtlinge 51,2 Millionen, wobei die meisten von ihnen innerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht seien oder in Nachbarstaaten Zuflucht suchten.

Bild

Auch in der Schweiz steigt die Zahl der Asylgesuche. Das Bundesamt für Migration (BFM) rechnet mit 24'000 bis 25'500 Asylgesuchen für das ganze Jahr 2014. Das wäre etwa ein Viertel mehr als im Vorjahr. Mit 19'400 Asylanträgen lag die Schweiz 2013 an neunter Stelle der Aufnahmeländer. Gemessen an der Zahl der Asylanträge pro 1000 Einwohner belegte die Schweiz 2013 hinter Malta, Schweden, Liechtenstein und Luxemburg Rang 5.


In Baldegg werden voraussichtlich junge Männer aus Eritrea und Syrien untergebracht. Die Entscheidung über die Anzahl und die Herkunft der künftig in Baldegg lebenden Asylsuchenden trifft die Caritas Luzern in Absprache mit dem Asyl-und Flüchtlingskoordinator des Kantons Luzern.
Der Gemeinderat Hochdorf anerkennt in seiner Stellungnahme, dass «die Baldegger Schwestern mit ihrem Angebot einen aktiven Beitrag zur Linderung und Bewältigung der Flüchtlingssituation leisten.

REALITÄT TRIFFT AUF IDYLLE

«In der Pressemitteilung des Klosters heisst es weiter:
«Die Baldegger Schwestern freuen sich, auf diese Weise einen konkreten Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingsnot leisten zu können.» Ich bin der Meinung, der Entschluss der Baldegger Schwestern ist ebenso notwendig, wie Not wendend. Und er ist vor allem eines: mutig. Denn die gängigen Reaktionen, wenn in einem Wohnquartier oder Dorf plötzlich ein Asylheim oder ein neuer Wohnraum für Asylanten geschaffen werden, sind uns hinlänglich aus den diversen Medien, den Leserbriefspalten und Internetforen bekannt. Der englische Begriff Shitstorm ist zur Bezeichnung solcher Fälle nicht an Präzision zu übertreffen.

Mich beschäftigt schon länger die Frage:
«««Wieviel Realität veträgt die schweizer Idylle? Mit Idylle meine ich nicht nur die Landschaft(en) und die Natur der Schweiz, ich empfinde den Lebensstandard in der Schweiz vielfach als zu unrealistisch, im Sinne von nicht zukunftsfähig. In einer Beilage der NZZ zum Thema Luxus las ich vor ein paar Jahren den Satz: «Wir leben im Honigtopf und baden in Trinkwasser.» Angesichts der aktuellen Ecopop-Initiative kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass manch einer diesen Luxus für eine Art Geburtsrecht hält, das es gegen aussen zu verteidigen gilt.

FARBIGERE ALLTAGSREALITÄT

Es gibt nicht die eine Antwort auf meine Frage. Jeder kann seine Antwort nur individuell geben. Ich persönlich bin froh, dass mit dem neuen Bestimmungszweck für das Gästehaus des Klosters Baldegg zumindest ein weiterer kleiner Teil der grossen Idylle mit anderen Menschen geteilt wird. Als eine Mieterin der Klosterherberge Baldegg bin ich auch mit meiner eigenen kleinen Idylle von dem Entschluss betroffen. Doch er trifft mich nicht. Im Gegenteil, ich freue mich, dass meine Alltagsrealität ein wenig farbiger wird, und ich bin offen für die Begegnungen auf dem Weg, der mich täglich mehrmals am Gästehaus vorbeiführt.

(Als Feedback aus der Schwesterschaft hat mich kurz nach dem posten dieser Kommentar von der ehemaligen Generaloberin Schwester Marie-Ruth Ziegler erreicht, den ich unbedingt noch ergänzen möchte:
«Die
« «... Da wir gut 20 Jahre lang, nämlich bis 2006, schon ein Haus mit rund 20 Asylsuchenden hatten, brauchte der Entscheid keinen besonderen Mut – oder eben doch. Je nachdem, welche Perspektive man einnimmt.)

Schweiz ist keine Erbsensuppe (mein Blogpost von gestern), aber es ist klar, dass wir mit Anderen teilen müssen:
Angesichtsder bedrängenden Flüchtlingssituation suchte das Kloster Baldegg nach Lösungen, um seine Mitverantwortung in Kirche und Gesellschaft aktiv wahrzunehmen.»
Quelle
Zahlen und UNO-Zitat | Medienmitteilung des Kloster Baldegg |
Generaloberin Sr. Zita Estermann im Interview bei Radio SRF | Wohnen in der Klosterherberge Baldegg | mehr zu Idylle und Luxus im oralab Blog

Mehrere Klöster in der Schweiz sind in der Bereitstellung von Wohnraum aktiv geworden, zum Beispiel das Kloster Einsiedeln, wo bereits Anfang Oktober Asylsuchende untergebracht wurden. | Radio SRF berichtete

LESENSWERT

Das Dossier der WOZ über Migration und Asylpolitik – welche Menschen unter der Schweizer Asylpolitik leiden, wie damit schamlos Politik betrieben wird, und warum in Europa ein realistischer und fairer Umgang mit Migration nötig ist. | zum WOZ-Dossier

2 Comments
Berger Annette
4/11/2014 08:28:23

Lieber Herr Castagnoli,
vielen Dank für diese Zeilen. Ich finde es grossartig, dass - entgegen auch anderen Tendenzen - immer mehr Menschen realisieren, wie viele Menschen zurzeit unter schlimmsten Voraussetzungen in Krisen- und Kriegsgebieten überleben müssen. Viele schaffen es nicht mehr: Man stelle sich vor: von einer Stunde auf die andere muss man die wichtigsten Sachen zusammenklauben und dann alles hinter sich lassen, verliert vielleicht geliebte Menschen, Tiere, Hab und Gut auf Nimmerwiedersehen... Und es gilt keine Minute zu verlieren. Da wir hier in den reichen, meist westlichen Ländern, dies nicht zu Ende denken können, können wir uns auch selten in die Haut von Betroffenen versetzen. Es wäre höchste Zeit, auch Schlimmes sich zumindest versuchsweise mal vorzustellen, um sich nur ansatzweise in die geschundenen Menschen, die Zuflucht suchen, versetzen zu können. Und die, die es bis zu uns schaffen, hatten noch Glück. Ich wünsche viele schöne und farbige Begegnungen.
Ganz herzlich - Annette Berger, Dokumentarfilmerin

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Gabriele Castagnoli
6/11/2014 06:55:03

Liebe Anette Berger, danke für Ihre Zeilen. Ein kleines Missverständnis gibt es ;-) : Hier schreibt Gabriele (Frau) Castagnoli. Herzlichen Gruss + gute Zeit

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