Wenn wir nicht das Ganze - von der Quelle bis hin in die Gegenwart - verstehen, dann können wir auch nicht den wahren Geist des Buddhismus erfassen.
Das Zitat von Dagobert Ossa passt wunderbar zur aktuell laufenden Buddhist Geeks Conference, über die ich bereits im gestrigen Post berichtet habe. Die Konferenz läuft noch bis Sonntag, und ich möchte im Folgenden auf ein paar besonders interessante Vorträge hinweisen, die im Livestream mitverfolgt werden können.
Dagobert Ossa, eine engagierte Persönlichkeit der deutschen Buddhismus-Bewegung, steht meines Wissens nicht im Kontakt mit den Buddhist Geeks, die sich seit 2006 von Boulder (Colorado) aus, zuerst nur mit einer Webseite, dann mit einem rasant bekannt gewordenen Podcast und seit 2011 mit ihrer jährlichen Konferenz dem Thema «Zukunft des Buddhismus» verschrieben haben.
Dennoch verbindet beide der Gedanke, dass all die vielen Strömungen des Buddhismus, die eigentlich nicht so leicht unter einen Hut zu bringen sind, etwas zu diesem neuen Buddhismus beizutragen haben. Das schreibt Dagobert Ossa auch in seinem Text «««««Moderner Buddhismus», aus dem ich im Weiteren gerne zitiere.
«Ich glaube, dass der Buddhismus in Zukunft einen großen Einfluss auf das allgemeine Denken unserer Zeit ausüben wird und ebenso auf Philosophie, Psychologie, das Alltagsleben und vieles andere. Es gibt heutzutage viele verschiedene buddhistische Gruppierungen. Ich glaube nicht, dass irgendeine besondere Spielart des Buddhismus, allein den Westen befriedigen wird. Ich denke, dass das, was wir heutzutage brauchen, eine Art Integration der Wesenselemente der gesamten buddhistischen Traditionen sein wird. Für mich aber bedeutet das, dass der Buddhismus unserer Zeit sich nicht auf irgendeine einzelne Schule oder Philosophie des Buddhismus vergangener Zeiten berufen sollte, sondern dass er vielmehr den ganzen Strom der Traditionen mit einbeziehen muss, der seit den Lebzeiten des Buddha durch zweieinhalb Jahrtausende direkt bis in unsere Zeit auf uns zugekommen ist. Dieser lebendige Strom in seiner Ganzheit ist es, was ich unter Buddhismus verstehe.»
GEMEINSAM FÜR EINE NEUE MENSCHLICHE KULTUR
Nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch bei den Anwendern der kontemplativen Methoden, spielt moderne Technik eine immer grössere Rolle. Kamen früher bei manchen Sinnsuchern desöfteren die sogenannten Psychedelika (LSD u. a.) zum Einsatz, so ist heute die Rede von "Technodelics". So ist die "Contemplative Technology" auch einer der Themenschwerpunkte der Buddhist Geeks Conference.
Hier finden Sie ausgewählte Vorträge aus dem englischsprachigen Programm mit Hinweis auf unsere Uhrzeiten:
Friday, October 17th
- 4:00PM > 8:00 Uhr
Vincent Horn, Mikey Siegel, Jacob Redmond,
Neema Moraveji & Katherine MacLean
Saturday, October 18th
- 3:45PM | Track #2 > 7:45 Uhr
Eran Globen | Workshop
Sunday, October 19th
- 9:20AM > 01:20 Uhr
Robin Arnott | Live Talk
- 9:40AM > 01:40 Uhr
Mikey Siegel | Live Talk
Zeitplan | zum Livestream | Extrem interessant: Jason Lange erklärt technodelics | Jason Lange im Interview mit Buddhist Geeks Gründer Vincent Horn (alle Links und der Livestream in englischer Sprache)
Das Schlusswort möchte ich noch einmal Dagobert Ossa geben, dessen letzter Satz mich besonders berührt, nicht nur weil die Kurzformel von oralab «entWicklung durchEinander» heisst, sondern das Motto von oralab lautet: «Gemeinsam arbeiten und forschen im Spannungsfeld von Kosmos, Mensch und Kultur für unsere individuelle und kollektive Entwicklung.»
Ich bin dankbar für die unschätzbare Gelegenheit, engen Kontakt mit östlichen Menschen aufzunehmen, nicht allein um dieses oberflächlichen Kulturaustausches willen, sondern weil aus diesen Erfahrungen die bedeutungsvolle Erkenntnis gewonnen wurde, dass wir heute, in diesem augenblicklichen Zeitpunkt der Geschichte, als gleichartige Menschen leben und gemeinsam für eine neue menschliche Kultur arbeiten.
Dagobert Ossa
ist seit rund zehn Jahren Buddhist und gehört gleichzeitig der evangelischen Kirche an. Ossa ist Gründungs- und aktives Mitglied im Rat der Religionen Frankfurt und zwar als Vertreter für die Buddhistische Gemeinde der Pagode Phat Hue. In diesem Kontext habe ich ihn kennen gelernt. Der Zenmeister und damalige Abt der Pagode, Thich Thien Son, hatte 2004 und 2005 das WSF World Spirit Forum besucht. In 2005 hatte ich den Abt im Rahmen meines Berichts (über das WSF) interviewt. Dagobert Ossa arbeitet desweiteren im Tibetisch-Buddhistischen Zentrum Sakya Kalden Ling in Frankfurt als Laie. | Lesen Sie den Artikel (Frankfurter Neue Presse) über sein Engagement