Wir halten uns an Dingen fest, wir halten an unseren Vorstellungen fest, und wir halten an unseren alten Geschichten fest, die sich längst als Halbwahrheiten oder Lügen entpuppt haben. Wir binden uns an Menschen und Orte. Wir zeigen uns verbindlich, ohne uns im eigentlichen Sinne verbunden zu fühlen. Warum?
Dass die Angst uns regiert, wissen wir nicht erst seit Rainer Werner Fassbender, die Erkenntnis ist so alt wie der Mensch. Schon der griechische Philosoph Platon formulierte:
«Wir können Kindern vergeben, dass sie Angst haben vor der Dunkelheit. Eine echte Tragödie wird es, wenn sie als Erwachsene Angst haben vor dem Tageslicht.»
VERBUNDEN
Die (unbegründete) Angst raubt uns Lebensenergie und hält uns in der Trennung. Wir spüren nicht mehr dieses Aufgehoben sein, das fast alle Kinder, oft auch unter misslichen Umständen, noch spüren und das ihnen die innere Zuversicht vermittelt: Ich bin sicher, mir wird nichts geschehen. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: «Wenn du loslässt, hast du zwei Hände frei.» Doch so einfach ist es ja leider nicht. Ich selber nenne diesen immerwährenden Prozess: «Die Zwiebel schälen.». Das Verblüffende ist nicht, dass dann und wann mal wieder ein Tränchen fliesst, weil man einfach nichts mehr hergeben will. Nicht noch eine geplatzte Illusion über das eigene Selbst – nein, was mich am meisten erstaunt, ist, wieviel immer (noch) da ist.
UNGEBUNDEN
Eigentlich ist sogar immer gleich viel da. Aber auf jeden Fall genug, um doch noch einmal loszulassen ...
Noch mehr Loslassen mit Katharina Finke, die seit einem Jahr nicht mehr als einen Koffer und eine Tasche besitzt.