Der sechste Kulturreport, den das deutsche ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit dem Verband der nationalen Kulturinstitute Europas EUNIC und der Europäischen Kulturstiftung (ECF) herausgegeben hat, stellt die nötigen Fragen:
Wie sieht die Welt Europa? Welche Erwartungen werden an Europa gestellt? Und inwiefern wirkt der europäische Einfluss der vergangenen Jahrhunderte noch in die Gegenwart hinein?
Europa von außen: Erwartungen an die europäische Außenkulturpolitik
Der Band versammelt Beiträge von 30 Forschenden, Kunstschaffenden, Akteuren und Journalisten aus 20 Ländern, darunter vor allem auch afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Autoren. Eine Fotostrecke widmet sich zudem einem der aktuell greifbarsten Kulturentwicklungsprojekte Deutschlands in Afrika, dem von Christoph Schlingensief konzipierten Operndorf Afrika.
Multipolare Welt
Dass Europa in der multipolaren Welt der Gegenwart nicht mehr Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschicke sei, schreibt der kenianische Journalist Peter Kimani. Auch afrikanische Staaten lernen nun, ohne Europa zurechtzukommen. Europa müsse die bis heute vorherrschenden "Jenseits-von-Afrika"-Vorstellungen abstreifen und die Kultur des Kontinents verstehen lernen, um den europäisch-afrikanischen Dialog zu sichern.
Respekt und Vertrauen
Dass mexikanische Studenten besser über die Mythen der alten Griechen Bescheid wissen als über die eigene Maya- und Azteken-Vergangenheit, kritisiert Professor Ornelas von der UAM in Mexiko-Stadt. Bis heute leide Lateinamerika so unter den Folgen der Kolonialzeit. Die philippinische Choreografin Myra C. Beltran ruft in Erinnerung, dass Kulturaustausch keine Einbahnstraße sei. Respekt und Vertrauen sind Grundvoraussetzungen, um nachhaltige Bande zu knüpfen. So habe etwa die philippinische Tanzszene stark von der Zusammenarbeit mit Europa profitiert.
Kunst als Brückenbauer
Eine Chance für die Öffnung des Iran gegenüber Europa durch Kunst und Kultur sieht die Kulturmanagerin Azita Ebadi. Gerade in den letzten Jahren sei in Teheran eine rege und offene Kunstszene entstanden. Vielleicht stelle dies eine Chance für den Aufbau gegenseitigen Vertrauens dar. (ifa)
LESETIPP
Europa von außen: Erwartungen an die europäische Außenkulturpolitik
EUNIC, Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) und Europäische Kulturstiftung (ECF) Amsterdam (Hg.). – Stuttgart: ifa, 2014. – 204 S. – (Kulturreport; 6) (EUNIC-Jahrbuch; 2013/2014) | kostenfreies pdf
Europe from the Outside: Expectations of Europe's External Cultural Relations | english
INFORMATIONEN
ifa (Institut für Auslandsbeziehungen): www.ifa.de | EUNIC – European Union National Institutes for Culture: www.eunic-online.eu | European Cultural Foundation: www.culturalfoundation.eu