«Natürlich habe ich nichts dagegen zu gewinnen. Aber aus irgendeinem Grund hat es mir schon als Kind nie viel bedeutet.»
Haruki Murakami | Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
Der Verlagstext sagt es treffend, «Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede», ist ein Buch «für Leser und Läufer». Und auch das Zitat von Murakami auf dem Buchumschlag trifft zu: «Aufrichtig über das Laufen und aufrichtig über mich zu schreiben, ist nahezu das Gleiche.»
Das obige Zitat setzt Murakami im Buch wie folgt fort:

«Gegen andere anzutreten bedeutet mir nicht viel. Weit mehr liegt mir daran, die Ziele zu erreichen, die ich mir selbst gesteckt habe, und daher ist der Langstreckenlauf die ideale Sportart für mich. … Die meisten durchschnittlichen Läufer werden von einem persönlichen Ziel angetrieben: Sie möchten eine bestimmte Zeit laufen. Wenn sie es schaffen, haben sie ihre persönliche Messlatte erreicht, wenn nicht, dann eben nicht. Auch wenn ein Läufer seinen eigenen Rekord nicht brechen kann, aber dennoch das Gefühl hat, sein Bestes gegeben zu haben, und dabei vielleicht sogar eine wichtige Erkenntnis über sich selbst gewonnen hat, ist dies eine Leistung, die er mit in seinen nächsten Lauf hinübernehmen kann. Mit anderen Worten, das Wichtigste für einen Langstreckenläufer ist es, nach dem Lauf stolz (oder etwas Ähnliches) auf sich zu sein.
NICHTS DAVON ZÄHLT
Das Gleiche kann ich über meine Arbeit sagen. Im Beruf des Schriftstellers gibt es – zumindest was mich betrifft – weder Sieg noch Niederlage. Verkaufszahlen, Literaturpreise oder Kritikerlob sind vielleicht äussere Zeichen des schriftstellerischen Erfolges, aber nichts davon zählt. Entscheidend ist nur, ob das Geschriebene das Ziel erreicht, das man sich als Autor gesetzt hat. Dieser Anspruch duldet keine Ausreden. Vielleicht kann man andere mit einer passenden Erklärung beschwichtigen, aber das eigene Herz lässt sich nicht betrügen.»
Das eigene Herz lässt sich nicht betrügen, wie wahr. Mir haben nicht alle Gedankengänge in Murakamis Buch so zugesagt wie die hier zitierten, doch das Buch hat mein eigenes Denken beflügelt und mich herausgefordert ein paar meiner Standpunkte zu überdenken. Gerade weil die Themen Laufen und Schreiben für mich auch zu einem vollkommenen Tag gehören, wenn auch in ganz anderem Mass als bei Murakami. Schliesslich hat die Lektüre seines Buches noch eine alte, wenn auch nicht so angenehme Episode bei mir in Erinnerung gebracht.
AM ZIEL
Anfang Zwanzig hatte ich mit einer Freundin an meinem ersten (Volks)Triathlon teilgenommen. Vor dem Start im Schwimmbecken sagte sie zu mir: «Wir sehen uns dann im Ziel.» Ich war völlig entgeistert, hatte ich doch gedacht, wir machen das zusammen, und vor allem aus Spass. Wir haben uns dann ihm Ziel wieder gesehen, ich habe dort auf sie gewartet.
Murakami beim perlentaucher | das Buch beim Dumont Verlag