was es heisst, in einer belagerten Stadt zu leben, in der Angst, jeden Moment von einem Heckenschützen oder einer Granate oder einer Bombe getroffen zu werden, ... ,
was ein Leben als Flüchtling oder als Vertriebener bedeutet.
Iren Meier
Das Zitat der Journalistin Dr. h. c. Iren Meier stammt aus einem Vortrag im Jahr 2010 anlässlich einer Bosnia-Quilt-Ausstellung. Iren Meier war die Balkan-Korespondentin des Schweizer Radios. 2011 wurde ihr der Preis für Menschenwürde verliehen, den die TERTIANUM-Stiftung zusammen mit der Zürcher Kantonalbank und Witzig The Office Company damit zum ersten Mal an eine Journalistin verliehen hat.
Iren Meier schreibt in ihrer Dankesrede zum Begriff der Menschenwürde:
MENSCHENWÜRDE
« ... Der Begriff der Menschenwürde kommt aus der abendländischen Ethik, aus der humanistischen Tradition des Abendlandes, ... Im Morgenland, im Orient, im Osten (im Nahen Osten), so kann man einwenden, ist es eben noch anders: autokratische Regime, fehlende Demokratie, Besatzung – dies alles lässt Menschenrechtsverletzungen und Missachtung der Menschenwürde fast zur Norm werden. Umso deutlicher muss man sie anklagen. Auch die Gleichgültigkeit, mit der oft darauf reagiert wird. Doch Rassismus, Misshandlung von Kindern und Einschränkung der Meinungsfreiheit finden sich auch im aufgeklärten Abendland. Bei uns. Mitten unter uns. Eben diese leiseren, versteckten Verletzungen der Menschenwürde. So verstehe ich die heutige Auszeichnung in diesem Sinn denn auch nicht nur als eine persönliche, sondern als Aufforderung und Ermutigung ganz generell – an Medienschaffende, wo immer sie auch arbeiten, berichten und worüber sie recherchieren. Egal, ob über ein Kind im Südlibanon oder über einen Menschen in einem Schweizer Altersheim. Ob über einen Geschäftsmann oder über einen Flüchtling. Dieselbe Achtung, derselbe Respekt. Im Wissen, dass beide genau gleich viel wert sind. Im Wissen, dass all unsere Vorurteile uns den Blick verstellen, all die Etiketten, die wir Personen anheften, uns weg vom eigentlichen Menschen führen. Es ist das erste Mal, dass die TERTIANUM-Stiftung den Preis einer Journalistin verleiht. Er kommt zu einer Zeit, in der sich manche Medien in einen verhängnisvollen Beliebigkeitsstrudel hineinreissen lassen und auf seiner Oberfläche dahinreiten. Es ist Zeit, diesen Strudel, diesen Fluss zu stauen. Und es ist Zeit, sich wieder bewusst zu werden, dass Journalisten und Medien die Gesellschaft ja nicht nur abbilden, sondern sie auch beeinflussen, ihre Werte und den Umgang in dieser Gesellschaft. Zwar wird in jedem Journalisten-Handbuch die Achtung der Menschenwürde, der Respekt des Anderen als Selbstverständlichkeit für unsere Arbeit vorausgesetzt. Das allein aber genügt nicht immer. ... » | mehr lesen
2005 erhielt Iren Meier bereits die Ehrendoktorwürde der Universität Bern (Christkatholische und Evangelische Theologische Fakultät) | Hören Sie die langjährige Nahostkorrespondentin im Tagesgespräch von SRF (Oktober 2014) als Gesprächsgast von Dominik Meier