Aber es gibt auch Worte, die unstimmig wirken, mit ihrem Klang oder in ihrer Zusammensetzung. Sie wirken künstlich und kalt. Technokratisch? So ein Unwort ist Angstbarometer. Das Wort klingt falsch zusammengesetzt und auch ein wenig komisch.
Angst
Beim Wort Angst fällt mir immer "Angst essen Seele auf", dieser grandiose Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974, ein. Die Angst selber ist keine schlechte Emotion. Sie kann sogar hilfreich sein. Und doch bleiben viele Menschen in der Angst vor der Angst stecken. Nicht mehr wovor wir uns fürchten, sondern das Fürchten selber wird zur Obsession.
Damit arbeiten nicht nur die alten Schauermärchen und Krimis, sondern heutzutage auch die Medien und Tagesnachrichten. Und auch das Angstbarometer.
Da der Mensch durch Wiederholung lernt, tragen so wohlmeinende Instrumente wie das Angstbarometer nicht dazu bei Ängste abzubauen. Sie "informieren" uns vielmehr darüber, wovor man Angst haben kann oder sogar haben sollte.
Natürlich finden Soziologen, Kulturwissenschaftler, Wirtschaftwissenschaftler und andere Interessierte in den Umfrageergebnissen eines Angstbarometers auch interessante Zahlen und Fakten. Zum Beispiel zu den Fragen, wie sich Nationalität oder wirtschaftlicher oder sozialer Hintergrund auf die Art und Häufigkeit der Ängste auswirken.
Während ich mir so meine Gedanken über das Wort Angstbarometer mache, fällt mir ein, dass es doch so etwas wie ein sinnvolles, natürliches Angstbarometer gibt. Aber es heisst nicht so. Ich meine die Gänsehaut.
Laut Angstbarometer 2013 haben die Schweizer so wenig Angst, wie seit 25 Jahren nicht mehr. Die meistgenannten Ängste, hier in der Reihenfolge der Häufigkeit:
- Angst vor ökologischer Bedrohung
- Angst vor Entfremdung
- Sozioökonomische Bedrohung
- Angst vor Isolation
- Angst um die physische Unversehrtheit
- Kulturelle Bedrohung
gfs-Angstbarometer 2010
gfs-Angstbarometer: Gesamtentwicklung 1980-2002
Vertiefungsbericht Geld und Angst vom Oktober 2002 (Resultate aus UNIVOX und Angstbarometer)
Lesetipp
Ein Text zur Angst aus ganzheitlicher Perspektive vom Martin Berlinger (TCM-Spezialist) lesen.