Schön und zweifach verhüllt
Wir hatten keinen Schallplattenspieler. Das Auflegen einer Schallplatte war etwas, das bei anderen Menschen stattfand. Irgendjemand zeigte mir also, wie man eine Platte auflegt und vorsichtig das Gerät in Betrieb setzt. Ich war völlig gebannt von diesem Vorgang. Diese schön und zweifach verhüllte Platte, die schliesslich schwarz, schwer und doch zerbrechlich in meinen Händen lag, ohne das ich sie eigentlich berührte. Sie auf dem Plattenteller in Position zu bringen, hatte etwas Feierliches. Aber dann, über den kleinen Widerstand hinweg den Tonarm ohne Kratzen auf dem Plattenrand zu placieren – höchste Konzentration, ja Andacht.
Der Nachklang
War ein Stäubchen auf der Tonnadel, umso schöner. Ich liebte es, ihn von der empfindlichen Nadel zu ziehen. Wenn die Platte sich dann schliesslich drehte und die Musik begleitet von einem feinen Knistern erklang, stand ich weiter da und lauschte. Nicht eigentlich der Musik, vielmehr in mich hinein. Ich war erfüllt von meinem Tun. Der Nachklang der Handlung ist heute noch so stark, als wäre es gestern gewesen. Dabei habe ich seit Jahren keine Platte und keinen Plattenspieler mehr berührt.
MediTATion
Inzwischen weiss ich was Achtsamkeit ist, und ich habe diverse Übungen kennengerlernt. Was soll ich sagen? Es gibt so viele Tätigkeiten, die sich eignen, um im Alltag ohne Anlauf und Anleitung achtsam zu sein. Ich nenne es MediTATion.
Wenn Sie, wie ich, keinen Plattenspieler haben, versuchen sie es einmal mit Beeren pflücken. Himbeeren, die zarten, empfindlichen, die fast so schwer zu fassen sind, wie das Stäubchen auf der Diamantnadel.
Jon Kabat-Zinn ist der bekannteste Vertreter der Achtsamkeitsmeditation
zum feinen Knistern