« ... Der Mensch hier in Syrien ist wie die Menschen in allen Ländern: Er schaut in den Spiegel seines Verständnisses und erblickt darin seine Gottheit. Er formt sich seine Götter nach seinem Bild und betet das Spiegelbild seiner eigenen Züge an. ...
Die Götter von Ägypten haben ihre Steinlasten abgeworfen und sind in die Wüsten Nubiens geflohen um frei zu sein inmitten von Menschen, die noch frei sind vom Wissen.
Die Götter Griechenlands und Roms verlöschen in ihrem eigenen Sonnenuntergang. Sie glichen den Menschen zu sehr, um in ihrer Ekstase fortzuleben. Die Haine, in denen ihr Zauber blühte, wurden von den Äxten der Athener und Alexandriner abgehölzt. Und auch in diesem Land werden die Hochgestellten entthront von den Rechtsgelehrten Beiruts und den jungen Eremiten Antiochiens. Nur noch alte Frauen und rückständige Greise besuchen die Tempel ihrer Vorväter. Denn die Erschöpften suchen am Ende des Weges seinen Beginn. Doch dieser Mann Jesus, dieser Nazaräer, sprach von einem Gott, der zu unermesslich ist, um der Seele irgendeines Menschen fremd zu sein, zu verständnisvoll, um zu strafen, und zu gütig, um sich der Sünden seiner Geschöpfe zu erinnern.
Dieser Gott des Nazaräers wird die Schwelle überschreiten zu allen Kindern der Welt. Er wird an ihrem Herd sitzen, ein Segen sein in ihren Häusern und ein Licht auf ihren Wegen.
Mein Gott aber ist der Gott Zoroasters. Er ist die Sonne am Himmel, das Feuer auf der Erde und das Licht im Herzen der Menschen.Ich bin zufrieden; ich brauche keinen anderen Gott.»
Khalil Gibran
Jesus Menschensohn
Seine Worte und Taten, berichtet von Menschen, die ihn kannten l aus dem Englischen übersetzt von Ursula Assaf-Nowak l Patmos Verlag