Eine akkustische Ohrfeige. Ich weiss es nicht, wie es heute in unseren Schulen klingt. Aber ich nehme den Mangel, der an uns und unserer Gesellschaft haftet und nagt, an vielen Orten und bei vielen Menschen wahr – auch bei mir selbst:
nie perfekt genug
nie dünn genug
nie mächtig genug
nie erfolgreich genug
nie klug genug
nie sicher genug
nie individuell genug ...
nie gut genugWeiter schreibt Brown: «Wir verbringen unverhältnissmässig viel Zeit damit auszurechnen, wie viel wir haben, haben wollen und nicht haben – und wie viel alle anderen haben, brauchen und wollen.
Was dieses konstante Bewerten und Vergleichen so selbstzerstörerisch macht, ist, dass wir unser Leben, unsere Ehe, Familie und Gemeinde oft an unerreichbaren, von Medien transportierten Perfektionsvorstellungen messen, oder wir vergleichen unsere Realität mit unseren Fantasien darüber, wie gut es jemand anders hat.»
Oder lieber Überfluss?
Wenn wir von einer ungesunden oder selbstschädigenden Lebensführung zu neuen, besseren Wegen aufbrechen, tendieren wir nicht selten zu krassen Richtungswechseln. Im Falle von Mangel liegt am anderen Ende des Weges der Überfluss.
Doch Brené Brown konstatiert: «Der Gegenentwurf zu einem Leben in Mangel ist allerdings nicht das Streben nach Überfluss. Ich glaube nämlich, dass die Antonyme «Überfluss» und «Mangel» nur zwei Seiten ein und derselben Medaille sind. Das Gegenteil des «Nie genug» ist nicht das «Mehr, als man sich vorstellen kann». Das wirkliche Gegenteil des Mangels ist das «Genugsein» oder das, was ich «Leben aus vollem Herzen» nenne.
Fragen zur Kultur des Mangels
Wie beeinflusst Mangel unsere Kultur? Bréne Brown nennt als wichtigste «Mitspieler» einer Mangelkultur:
- Scham
- Vergleichen
- Disengagement (innerer Rückzug)
«Was in einer Mangelkultur am meisten auf der Strecke bleibt, sind unsere Bereitwilligkeit, zu unserer Verletzlichkeit zu stehen und unsere Fähigkeit, uns auf das Leben von einer Warte des gesunden Selbstwertgefühls her einzulassen.».
Das klingt für die meisten von uns nicht nur verständlich, ich bin sicher, wir haben alle viel Erfahrung darin. Doch ich möchte mit Brené Brown für mehr Mut appellieren:
Verletzlichkeit macht stark Wie wir unsere Schutzmechanismen aufgeben und innerlich reich werden l Kailash Verlag l 2013 l mehr Infos zum Buch l Leseprobe l Browns Fragen zur Kultur des Mangels