Frühe Morgenkühle
Walking in Richtung Wald. Am Feldrand eine Spitzmaus auf dem Rücken liegend. Kleine Zähnchen lächeln mich stumm an.
Auf dem Friedhof bei der Klosterkirche in einer Ecke – ein toter Hausrotschwanz. Dunkler Flaum rings um. Ich spreche ein zweites Mal den kleinen Geleitgruss, der mir – obwohl lithurgisch nicht korrekt – gerne in solchen Moment entschlüpft: «Halleluja!»
Weder Mäuschen noch Vogel habe ich, wie ich es sonst gerne mache, abseits ins Gras gelegt oder mit einem Blatt bedeckt. Ein wenig träge und im Vertrauen auf den natürlichen Gang der Dinge. Beim Vogel kommt mir spontan die rot-weisse «Klosterkatze» in den Sinn, als mutmassliche Täterin oder nutzniessende Helferin.
Früher Nachmittag
Am Computer. Draussen über der wilden Sommerwiese erscheint zwei-, dreimal in schneller Folge ein grosser Schatten. Schnelligkeit und Häufigkeit deuten auf einen Raubvogel. «Unsere» Störche sind entspannter unterwegs. Der Schrei des Schwarzmilans. Ich springe auf. Im unteren Winkel des Fensters, beobachte ich, wie der grosse Vogel am Boden des gepflasterten Sitzplatzes landet. Was er mit seinem Schnabel und mit Hilfe seiner Greiffüsse zerpflückt, kann ich nicht sehen. Gebannt schaue ich zu, vergesse jedes «Halleluja!» oder Mitgefühl für die Beute.
Wenn der Tod sich so natürlich und unmittelbar zeigt, tritt die menschliche Konvention in den Hintergrund. «En Guete!» schiene mir in dem Moment viel passender. Doch ich bin einfach nur still und staunend. Die Grösse des Raubvogels, seine Schönheit. Die Energie, die in dem Geschehen liegt. Der Tod – ganz lebendig.
Und ich erkenne die Botschaft für mich. Etwas muss sterben, damit die Energie wieder fliesst, das Leben in gewandelter Form, weiter seinen Lauf nehmen kann.
(an einem Juni-Tag)