Steh‘ auf gutem Fuss mit allen Menschen, ohne dir selbst Gewalt anzutun.
Sag‘ deine Wahrheit ruhig und deutlich. Höre deine Mitmenschen an. Auch sie erzählen ihre Geschichte. ...
Vergleichst du dich mit anderen, könntest du eitel und verbittert werden. Denn es wird immer kleinere und größere Menschen geben als dich.
Freue dich deiner eigenen Leistungen wie auch deiner Pläne. Hüte dich vor Selbstgerechtigkeit. Habe Interesse für deine Arbeit, wie niedrig sie auch sein möge; sie ist ein echter Besitz im veränderlichen Glück der Zeiten.
Verhalte dich vorsichtig bei Geschäften, denn die Welt ist voller Betrug. Aber dies soll dich nicht blind machen gegen vorhandene Rechtschaffenheit. Viele Menschen streben höheren Idealen nach, und die Welt ist voller Eiferer – sei du selbst.
Heuchle vor allem keine Zuneigung, noch sei zynisch, was die Liebe betrifft; denn bei aller Unzufriedenheit und Leere ist die Liebe ewig wie das Gras. Folg‘ dem Lauf der Jahre anmutig, verlang nicht nach einer Zeit, die hinter dir liegt.
Stärke die Kraft des Geistes, damit sie dich in plötzlich hereinbrechendem Unglück schütze. Aber verdriess‘ dich nicht in Spukbildern. Viele Ängste werden aus Müdigkeit und Einsamkeit geboren.
Erleg‘ dir eine gesunde Disziplin auf, aber sei dabei lieb zu dir selbst. Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und Sterne. Du hast das Recht, hier zu sein. Und ist es dir klar oder nicht, das Universum entfaltet sich doch so, wie es sich entfaltet – und es ist gut so.
Habe darum Frieden mit Gott, wie du auch denkst, dass er sein möge.
Was deine Umgebungen und deine Arbeit auch sein mögen, halte Frieden mit deiner Seele in der lärmenden Verwirrung des Lebens. Trotz allem Flittergold, ihrer Düsterheit und den verflogenen Träumen, ist diese Welt doch wunderschön.
Sei behutsam. Strebe danach, glücklich zu sein!»
Max Ehrmann
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