Heute wäre der Theologe Herbert Haag 100 Jahre alt geworden. Der Alt-Testamentler, der sich mit seinem kritischen Bibelverständnis international einen Namen machte, war bekannt durch seinen Disput mit der Amtskirche über die von ihm bestrittene Existenz des Teufels. Als äusserst profunder Bibelkenner hat Haag sich stets für eine entklerikalisierte Kirche eingesetzt.
Und er glaubte an die Liebe, auch in der Form, die im religiösen oder spirituellem Engagement oftmals unterdrückt und nicht gelebt wird: der Sexualität. Neben vielen weiteren Publikationen hat Herbert Haag 1983 zusammen mit der Germanistin Katharina Elliger das Hohelied der Liebe aus dem Hebräischen neu übersetzt, kommentiert und in einem Buch herausgegeben. Der Luzerner Grafiker Robert Wyss illustrierte die Texte mit Holzschnitten, wie dem oben abgebildeten Motiv.
LEBENSTHEMA FREIHEIT IN DER KIRCHE
Christian Weisner von Wir sind Kirche Deutschland formulierte nach dessen Tod, dass Herbert Haag wissenschaftlich wie menschlich zu den großen Theologen des 20. Jahrhunderts gehöre. Der von Haag als sein bester Freund bezeichnete Hans Küng überschrieb den Nachruf auf den Weggefährten, der im Jahr 2001 in Luzern verstarb, mit: Lächend in den Tod.
Herbert Haag wurde am 11. Februar 1915 geboren und 1940 zum Priester geweiht. Nach seiner Seelsorgetätigkeit in Luzern lehrte er von 1948 bis 1960 an der dortigen Theologischen Fakultät. 1960 bis 1980 war Haag Professor für Altes Testament an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und stand zehn Jahre dem Katholischen Bibelwerk in Deutschland vor.
1985 gründete er die Herbert Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche. Zu deren Preisträgern z. B. der katholische Befreiungstheologe Leonardo Boff (1985), der Paderborner Theologe Dr. Eugen Drewermann (1992) oder der Schweizer Katholische Frauenbund und der Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen (ZöFra) in der Schweiz (2001) gehören. Die Tübinger Moraltheologin Regina Ammicht Quinn und die Internationale Zeitschrift für Theologie Concilium sind die Preisträgerinnen 2015 der Herbert Haag Stiftung. | mehr über Herbert Haag | Quelle: Nachruf