„Man kann dem Menschen alles nehmen, nur nicht die letzte menschliche Freiheit, sich zu den Verhältnissen so oder so einzustellen … Die geistige Freiheit des Menschen, die man ihm bis zum letzten Atemzug nicht nehmen kann, lässt auch bis zum letzten Atemzug Gelegenheit finden, sein Leben sinnvoll zu gestalten.“
Victor Frankl, Wiener Psychotherapeut
Wandel der Arbeit
Nach wie vor bedarf es der Veränderung. Doch die nötige Veränderung kann nicht nur im Außen stattfinden, sondern muss vor allem im Inneren geschehen – im Inneren von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Wie wäre es, wenn aus dem bekannten Arbeitsleben plötzlich Arbeit(s)leben würde?
„Macht Arbeit glücklich? Ja. Für die meisten Menschen ist die Arbeitszufriedenheit das Wichtigste im Leben. Ein historischer Rückblick zeigt allerdings: Sobald Menschen reicher wurden, haben sie sich entschieden, ...
Da das Glücksempfinden in Europa leicht zugenommen hat, in den Vereinigten Staaten aber seit 1975 stagniert, gilt als Arbeitshypothese, dass ein Tausch von Einkommen gegen Freizeit tatsächlich viele Menschen glücklicher macht. Arbeitslosigkeit wird als vernichtend erfahren. Und zwar relativ unabhängig von der Frage, wie hoch die Unterstützung für die Arbeitslosen ausfällt. Kein Wunder: Arbeit versorgt die Menschen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Sinn.
Während man sich aber an das Glück rasch gewöhnt, bleibt das Unglück lange verstörend. Arbeitslosigkeit schmerzt auch nach Jahren noch genauso stark wie am Anfang.“
(zitierter Text: FAS, 6.März 2005, Sechs Wege zum Glück. Alles, was Sie für ein zufriedenes Leben wissen müssen, Rainer Hank, Tillmann Neuscheler)
Arbeit gibt (Lebens)Sinn
Solch ein Wandel kann nur passieren, wenn man mit ihm geht oder sich ihm hingibt. Hingeben heisst in diesem Fall, sich nicht ergeben in sein Arbeits-Schicksal, sondern die Kraft und den Sog der Veränderung nutzen. Das aber müssen Arbeitnehmer und -geber erst lernen oder erfahren. Oft gehen sie dafür einen langen, schmerzhaften Weg. Die einen von Arbeitgeber zu Arbeitgeber und sogar durch die Arbeitslosigkeit. Die anderen mit und über verschiedene Arbeitnehmer hinweg, über diverse Management- und Motivationstheorien oft bis hin zum Konkurs.
Und wenn man sie mal los ist, die Arbeit, dann begreift man erst, was es eigentlich mit ihr auf sich hat. Arbeit gibt (Lebens)Sinn! Den Sinn, den wir immer wieder vergeblich in Konsum und Zerstreuung suchen.
LEBENslänglich
Was verbindet Arbeitnehmer und Arbeitgeber? Sie alle sind Menschen und sie verbindet, dass Arbeit, mehr oder minder, fester Bestandteil ihres Lebens ist. Und ein weiteres Schicksal teilen sie: Arbeit heisst fast immer – heute mehr den je – LEBENslänglich und das bei steigenden Lebenserwartungen. Grund genug, das Beste daraus zu machen.
Wenn es um Arbeit geht, geht es immer auch um unser Leben und das immer wieder – eben ein Leben lang. Keiner kann heute mehr sagen:„Ich habe fertig!“
Also: Arbeit und Lernen LEBENslänglich. Das klingt für manche schrecklich und birgt doch so viele Chancen. Leben heißt Entwicklung und Wandel – nichts ist statisch, fest und jemals fertig.
Wer keine Berufung in sich verspürt – und das sind wohl immer noch die meisten Menschen – dem wird auch schon mal empfohlen, sich eine zu erfinden oder zu kreieren. Hauptsache Sinn.
Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit
Neben dem Wunsch nach einem angemessenen Einkommen, wird der Wunsch nach dem Sinn in der Arbeit immer größer und steht heute, speziell für viele jüngere Menschen – die neue Generation von Arbeitnehmern – sogar im Vordergrund.
Schlagwörter wie Work-Life-Circle (Arbeits-Lebens-Kreislauf) und Work-Life-Cycle (Arbeits-Lebens-Zyklus) oder lebenslanges Lernen bringen uns nicht weiter ohne das feste Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit jedes Einzelnen und in dessen Entwicklungspotenziale.
Entwicklung als Prozess mit Zwischenstufen ohne definitiven Endpunkt
Dafür braucht es auf Arbeitnehmer- wie auf Arbeitgeberseite Menschen, die das Thema Arbeit nicht nur mit Blick auf Sachzwänge betrachten, sondern Menschen, die sich in einem neuen Bewusstsein mit und in dem Thema bewegen: Nicht auf der Stelle, sondern nach vorne und vor allem miteinander und auf Augenhöhe!
Weiterführende Literatur:
Bücher des Soziologen Richard Sennett:
- Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus Berlin-Verlag, Berlin, 1998
- Zusammenarbeit: Was unsere Gesellschaft zusammenhält, Berlin, 2012
Der Text:
Stammt aus dem Jahr 2005 und wurde zum Tag der Arbeit 2013 leicht verändert und erweitert. Ursprünglich für das Kooperationskonzept zweier vordergründig recht unterschiedlicher Unternehmen geschrieben, die das Thema „Mensch und Arbeit“ verband, hat dieser Text auch nach 8 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren.
Die Unternehmen:
Die DIS AG, der damalige innovative deutsche Marktführer in Zeitarbeit und Personalmanagement und der damalige Kamphausen Verlag, der nicht nur Bücher zu neuen Ansätzen in der Arbeitswelt publiziert, sondern diese Themen im eigenen Unternehmen täglich umsetzt.