Coop war 1973 eine der Mitbegründerin der EAN-Organisation, die den Barcode in die Schweiz brachte. Das System,
© Gabriele Castagnoli 2009
das weltweit zur Vereinfachung der Warenwirtschaft eingesetzt wird, macht die Analyse aller Warenbewegungen möglich und erleichtert dem Handel die Inventur sowie die Bestellung neuer Produkte.
Bei den Codes der zweiten Generation (QR-Code) kann auf Internetseiten von Produkten verlinkt werden, die Zusatzinformationen enthalten.
Für die Kassiererinnen entfällt das mühsame Eintippen, und der Kunde kann mit den neuesten Self-Scanning- Systemen selber die Barcodes seines Warenkorbs scannen und muss an der Kasse nur noch zahlen.
Im Supermarkt ist der komplette "Warenstrom" laut Leo Ebneter, Leiter der Direktion Logistik bei Coop, papierlos: "Papier wird eigentlich erst für den Kassenzettel benötigt." Ebneter erwähnt im Interview mit der Coopzeitung auch, dass die Einsparungen in Form von Preissenkungen an den Kunden weiter gegeben werden.
Zu den Vorteilen zähle auch die zunehmende Transparenz für den Kunden, da der Barcode in Zukunft noch mehr Produktinformationen enthalte.
So weit, so gut. Neue Technologien und ihre stetige Weiterentwicklung helfen uns dabei unser Zusammenleben und unsere Arbeitsprozesse zu erleichtern. Denke ich darüber nach, wie mein Einkauf im Supermarkt in naher Zukunft einmal aussehen könnte, kommt mir der Gedanke, dass die gleichen Prozesse unser Leben nicht auch zwangsläufig angenehmer oder schöner machen.
Der Kunde darf alles ...
Mit Lesegerät oder Smartphone darf ich die Preise meiner gewählten Artikel scannen und habe dabei stets die Zwischensumme im Blick, damit trotz aller Aktionspreise, die zwischendurch auf meinem Display eingeblendet werden, das Geld auch für den Voll(en Einkaufs)rausch ausreicht.
Geld? Stimmt, Denkfehler. Bargeld ist ja nicht mal mehr das Papier wert, und meine Bankkarte streikte an der Kasse sowieso immer. Wegen der Scanner, nicht wegen dem Überzug, selbstverständlich. Also lasse ich mit dem Smartphone direkt von meinem Konto abbuchen, doch das kommt ja erst an der Kasse.
... nur nicht stören
Bis dahin dauert es allerdings noch eine Weile, denn ich bin zwar real im Supermarkt, aber virtuell im Info-Wunderland. Also informiere ich mich. Natürlich selber, über mein Display und nicht etwa bei einem der Supermarktangestellten. Die haben nämlich keine Zeit für Kunden oder noch häufiger keine Ahnung wo was seht. Oder was das ist. Oder in welcher Filiale es das Angebot wohl gibt. Aber ich will ja nicht meckern.
Freie Wahl der Qual
Gerne nutze ich meine Konsumentenfreiheit und surfe durch die Infofluten meines Warenkorbs. Am Ende bin ich so fertig, wie nach der Wahl des richtigen, schnellsten und günstigsten Handy-Tarifs. Meine Bananen sind "fair" aber nicht "bio", dass die aus Indien, den Philippinen, China, Brasilien, Ecuador, Indonesien, Tansania, Mexiko, Thailand, Costa Rica, Burundi, Kolumbien, Guatemala, Vietnam, Ägypten oder auch mal aus einem anderen Land kommen, weiss jedes Kind. Muss ich schon mal nicht nachlesen.
Aber gute Musik
Und die Sonnenblumenkerne, das hätte ich jetzt nicht gedacht: China. Uijuijui. Mal lieber wieder ins Regal damit. Komisch, wo doch hier immer die schönen Sonnenblumenfelder zu sehen sind. An Sonne und Sommer erinnert mich auch die Musik im Supermarkt und an - aber das kann ich jetzt nicht schreiben - ich hör lieber was von meinem Smartphone: Zen-Shopping, tolle neue Nummer von - hey, da ploppt das nächste Angebot auf mein Display und dazu Sommerlaunegrillmusik.
Ich geh dann mal an die Kasse, auch wenn da keiner auf mich wartet. Haben die hier ja auch keine Zeit für - nur rumzusitzen.
Trotz ironischemSeitenblick im obigen Artikel, muss ich meinem aktuellen Coop-Markt in Hochdorf LU und seinen Mitarbeitenden ein Kränzchen winden. So macht es Spass miteinander. Danke!
Artikel der Coopzeitung mit Infografik zum Barcode