„Die wilden 13“: Starke Frauen ans Herz gelegt. Die Motive und der Aufbau gefielen mir direkt, und ich habe den Grafiker und Künstler Utz Benkel (UB) zum Hintergrund dieser Arbeit befragt.
Ein schöner Kalender. Wie ist er entstanden? War es ein Künstlerprojekt oder eine Verkaufsidee?
UB Der Kalender ist ein Künstlerprojekt.
UB Für 2013 hatte ich die Kalenderreihe "Die wilden 13" mit Porträts von Revolutionären und Revolutionärinnen aus aller Welt und verschiedenen Jahrhunderten begonnen. Da waren auch schon einige starke Frauen wie Rosa Luxemburg und Emma Goldmann dabei, und mir fiel auf wie viele Revolutionärinnen und Widerstandskämpferinnen es gab und gibt, und daraus entstand die Idee diese Reihe mit Porträts starker Frauen fortzusetzen.
Was ist deine Definition einer „starken Frau“?
UB Für mich ist eine starke Frau, eine Frau, die gegen Widerstände aller Art in einer immer noch männerdominierten Gesellschaft, mutig, beharrlich, unkonventionell frauenspezifische Aspekte in allen gesellschaftlichen Bereichen vertritt oder für diese kämpft.
Warum hast du für deine eigenen Beiträge zum Kalender unter anderem die Schweizerin Annemarie Schwarzenbach ausgewählt?
UB Ich habe vor 10 Jahren den Film "Reise nach Kafiristan" gesehen. Danach habe ich mich mit ihrer Person beschäftigt und war von ihrer unorthodoxen Lebensweise, ihrer konsequenten Haltung, aber auch von ihrer Tragik fasziniert. Ihren Heimatort Sils im Engadin kannte ich von Skiurlauben mit meinen Eltern in den 60er Jahren. Ihr Wohnhaus besuchte ich vor 4 Jahren.
Das sind alles tote Frauen, also Geschichtsfiguren. Was ist denn heutzutage eine starke Frau?
UB Die porträtierten Frauen leben nicht mehr, ihre Taten wirken aber bis heute nach. Die vielen (365) zum Teil unbekannten Frauen, die im Kalendarium verewigt sind und viele von diesen leben ja noch - wirken heute und beeinflussen unsere Gesellschaft in eine bessere, menschlichere Richtung. Das sind starke Frauen für mich! Wobei: welche Frau ist nicht stark? Ich persönlich kenne eigentlich nur starke Frauen.
Neben den 13 Porträts war es mir wichtig, dass im Kalendarium die Geburts- und Sterbetage von (365) starken Frauen verzeichnet sind. So kann man/frau jeden Tag eine - oft unbekannte - starke Frau kennenlernen und sich über sie informieren. Das ist für mich der besondere Reiz an diesem Kalender.
Gibt es für dich einen Unterschied zwischen „starke Frau“, „starker Mann“. Wenn ja, welchen?
UB Jein, ein starker Mann und eine starke Frau sind jeweils beides starke Menschen; im Idealfall wirkt das positiv zusammen. In der Realität ist es oft nicht so. Ein Mann müßte eigentlich keine Stärke beweisen, meint es aber zu müssen. Eine Frau meint es oft zu müssen, müßte es aber nicht.
„Die wilden 13“: Starke Frauen
Ein Kalender für das Jahr 2014 mit 13 Porträts starker Frauen aus aller Welt - gemalt, gezeichnet, geschnitten von zeitgenössischen KünstlerInnen.
Limitierte Auflage von 1000 Exemplaren, DINA3, Spiralbindung, 14 Blatt: Titelblatt, Vorwort von Dr. Michaela Karl ("Streitbare Frauen"), 12 Monatsblätter.
Titelblatt Simone de Beauvoir (1908-1986), in Linol geschnitten von Dragan Ljubojevic. Im Kalendarium sind Geburts- u. Sterbetage v. 365 starken Frauen verzeichnet.
Bestellung
Sie können den Kalender für 19,90 € inkl. Versandkosten (nur innerhalb Deutschland) direkt bei Utz Benkel bestellen: [email protected]
Utz Benkel: www.pop-art-galerie-berlin.de
Eva Aulmann: www.bellearti.de
Tipp Zum 70. Todestag von Annemarie Schwarzenbach erinnerte SRF2 (2012 noch DRS 2) an die Schweizer Schriftstellerin. Bibiana Beglau las eine Auswahl aus den Texten. anhören
Einer ihrer mutigsten Texte, veröffentlicht aus dem Nachlass : "Eine Frau zu sehen". Verlag Kein & Aber, Zürich 2008.
Texte zu den hier gezeigten Kalenderblättern lesen ...
Käthe Kollwitz (geb. Schmidt; * 8. Juli 1867 in Königsberg in Preußen; † 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden) zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sie entwickelte trotz schwieriger Lebensumstände mit ihren ernsten Lithografien, Radierungen, Kupferstichen und Holzschnitten einen zeitlosen Kunststil und war zeitweilig auch als Bildhauerin tätig. Sie verbrachte ihre Kindheit von 1867 bis 1885 in Königsberg. Ab 1881 nahm sie Unterricht bei dem Kupferstecher Rudolf Mauer und Kunstunterricht bei dem Maler Gustav Naujok. Schon mit 13 Jahren verfertigte sie erste Kupferstiche. 1885/86 ging sie in die sogenannte Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen bei Karl Stauffer-Bern und wurde mit Gerhart Hauptmann und Arno Holz bekannt. In dieser Zeit fällt ihr Interesse auch auf die graphischen Arbeiten Max Klingers, dessen Radierzyklen sie nachhaltig beeinflussten. Nach ihrem Studium in Berlin heiratete sie 1891 den Arzt Karl Kollwitz, zog mit ihm nach Prenzlauer Berg. 1892 gebar sie ihren Sohn Hans, 1896 Sohn Peter, der 1914 in Flandern fiel. Dieser Verlust brachte sie in Kontakt mit dem Pazifismus und auch mit Sozialisten. Allgemeine Aufmerksamkeit zog Käthe Kollwitz erstmalig durch die Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung 1898 auf sich, wo sie die ersten Blätter ihrer Radierfolge „Ein Weberaufstand“ zeigte.